Tipps, Tricks und Kuriosa rund um die deutsche Sprache und das Texten
Bei welchen Wörtern rätseln Sie ständig, wie man sie korrekt schreibt? Interessiert Sie der Ursprung eines Wortes? Oder die Bedeutung einer Redensart?
Dann schreiben Sie ans Texter-Nähkästchen – über das Kontaktformular, per Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! JavaScript muss aktiviert werden, damit sie angezeigt werden kann. oder via XING, Google+, Facebook, Linkedin und Twitter. Oder per Fax, Brief, Postkarte!
17. Juli 2015
Das werde ich immer häufiger gefragt: in meinen Kursen, in Gruppen, von Freunden. Den Ausschlag für diesen Beitrag gab der Blogartikel von Dani Schenker auf www.zielbar.de – "6 Wege für eine einfache Content-Erstellung".
Website = statisch, Blog = chronologisch, aktuell – so heißt es meistens. Einfach gesagt, ist das auch so. Auf einer Website werden meist Inhalte versammelt, die selten verändert werden, zum Beispiel die Unternehmensphilosophie, die Leistungsbeschreibung oder die Startseite, auch Homepage genannt. Der Blog ist wie ein Tagebuch angelegt und erhält regelmäßig – wenigstens einmal wöchentlich – einen neuen Blogartikel.
Blog und Website unterscheiden sich allerdings immer weniger voneinander. Was sich mal als Tendenz abzeichnete, ist heute schon bald kein Trend mehr.
Websites sind heute kaum noch statisch. Fast alle bieten auf einigen Seiten eine Kommentarfunktion an, haben eine eigene Community und stellen regelmäßig aktuelle Beiträge ein. Blogs werden sehr oft in Websites eingebaut – dann treten sie auch als "News" oder "Aktuelles" auf. Und vor allem werden moderne Websites vermehrt mit der "Blog-Software" WordPress angelegt. Aber dort kommt das Wort "Blog" nicht mehr vor, wie der Screenshot zeigt!
Auf der neuen Internetpräsenz von Text@Plan, die im Herbst fertig sein soll, heißt der Blog wie bisher Texter-Nähkästchen. Das ist die Kategorie, in der die alten und zukünftigen Textglossen erscheinen werden. Doch es wird noch eine zweite und dritte Kategorie geben. Aber davon mehr, wenn es soweit ist.
Manche Blogs werden wie Websites aufgezogen – etwa mit statischen Seiten. Was Impressumspflicht, Usability, SEO etc. angeht, gelten die gleichen Regeln. Und auch was den Content betrifft. Denn egal, ob Blog oder Website, ob kombiniert oder separat: Gute Inhalte tragen zum Erfolg einer Internetpräsenz bei.
Sicher gibt es mehr Gastartikel auf Blogs (aber eben nicht nur); Leser-Kommentare, Interviews, News und Studien haben auch auf einer Website Platz – vor allem, wenn sie aktuell und gepflegt daher kommen will.
27. Dezember 2012
Was ist der Ursprung des Wortes schenken? Geht es dabei nur um das Überreichen guter Gaben? Oder haben Mundschenk und Schenke damit zu tun?
Die Wurzel des Wortes schenken liegt laut Duden im Althochdeutschen scenken – „zu trinken geben”. Doch in seiner eigentlichen Bedeutung bezeichnete scenken „schief halten”. Und was hielt man schief? Na klar, das Glas oder den Becher, in das bzw. in den flüssige Labsal gegeben wurde.
Aber das ist noch nicht alles: Verwandt mit dem Schenken ist der Schinken. Denn das Althochdeutsche scinco („Knochenröhre”, „Schenkel”) leitet sich von einem Adjektiv für „schief, krumm” ab. Ergo: Im wörtlichen Sinn ist das Geschenk ein schief gehaltenes Trinkgefäß. Sein Inhalt sorgt dafür, dass manch tierisch-krummer Körperteil oder andere feste Nahrung gut rutschen kann.
Zu Weihnachten und Silvester geben wir uns gern gute Gaben. Die schönsten Geschenke aber sind die, die man für kein Geld der Welt kaufen kann. In diesem Sinne zum Schluss ein Zitat von Joachim Ringelnatz: „Schenke mit Geist ohne List. Sei eingedenk, dass Dein Geschenk Du selber bist.”
22. November 2012
„Alle Sprachgewalt geht vom Volke aus.”
Diese wunderbaren sechs Wörter bilden den Titel des Einleitungskapitels von „Fast alles, was Recht ist. Jura für Nichtjuristen” von Uwe Wesel*. Darin konstatiert der Jurist und Autor: „1. Die Sprache der Juristen ist ungenau. 2. Sie ist unverständlich. 3. Sie ist ideologisch.” (S. 13).
Wenn Justizia spricht ...
Uwe Wesel beschreibt, was alle erfahren haben, die schon mal Gesetzestexte gelesen haben: „Meistens wird ... gesagt, nur eine hoch entwickelte Fachsprache garantiere die Einheitlichkeit der Ergebnisse, die Gleichmäßigkeit von Entscheidungen, die Berechenbarkeit der Justiz. Das Gegenteil ist der Fall. Trotz ihres hohen Abstraktionsgrades ist die Sprache des Rechts sehr unzuverlässig geblieben.” (S. 20)
Wer von uns rauft sich nicht die Haare, wenn er (oder sie) sich Justizias Auslassungen zu Gemüte führt? Doch eine Rezension des Werkes von Uwe Wesel soll hier nicht stattfinden – das haben andere getan (z. B. auf http://amzn.to/Uwr6uu).
... rätselt der Laie
Was die Texterin spontan assoziierte, als sie die genannte Kapitelüberschrift las? Dass Sprache aus dem alltäglichen Gebrauch wächst, und genau dieser Gedanke gefällt ihr. Klar, ein paar Oberlehrer wie die vom Duden soll es auch geben. Schließlich müssen wir uns auf den kleinsten gemeinsamen Nenner einigen. Denn es gilt, sich zu verstehen – und eine interne babylonische Sprachverwirrung zu verhindern. So sind Fach- und Spezialsprachen für Laien ein Buch mit sieben Siegeln.
Ob sich das künstlich konstruierte Esperanto wohl deswegen nicht durchgesetzt hat? Weil es keine Muttersprache ist? Und weil man dann doch besser Kölsch, Kisuaheli oder Koreanisch lernt? Aber das ist ein anderes Thema.
Übrigens:
Diesen Satz hat die Texterin auf www.sprachlog.de entdeckt – leider ist die Seite zurzeit wegen Wartungsarbeiten vorübergehend geschlossen. Aber dort gibt einen Link zur „Woche des generischen Femininums” mit einem interessanten Video: „Das generische Maskulinum”. Sprachfans,die 23 Minuten übrig haben und sich für Sprache interessieren, sollten es sich ansehen. Sehr sehenswert ist auch die Sammlung von Reaktionen auf Twitter! Kollegiale Verneigung!
*Frankfurt am Main, Eichborn Verlag, 1992 (Die Andere Bibliothek, Band 92)
22. Oktober 2012
Handy – warum nicht?
Das Nähkästchen ist wieder da! Die Arbeiten an dem Buch sind schuld, dass es so lange nichts zum sprachlichen Sticheln, Flicken, Stopfen, Kunststicken und Zurechtstricken gab. Aber jetzt geht's endlich weiter!
Deshalb gleich zum Thema der Woche!
Die Texterin gehört zu denen, für die Sprache etwas Lebendiges ist. Denn, so findet sie, Sprache verändert sich ständig. Insofern gilt es heute, gegen die selbsternannten Reinerhalter der Sprache zu argumentieren.
Viele meckern über das Wort Handy. Das sei doch gar nicht Englisch, sondern ein deutsches Wort, über das sich alle Angelsachsen kaputtlachen würden.
Mal ehrlich. Es gibt Englisch-Muttersprachler, die das gar nicht so schlimm finden, sondern sogar sehr kreativ. Mobile phone oder cellular phone ist viel länger. Das gilt natürlich auch für "Mobiltelefon" oder "Funktelefon", das viele vermeintliche Sprachpuristen gern verwenden. Aber richtig Deutsch ist das auch nicht. Den "beweglichen Weitsprecher" verdanken wir den alten Griechen. Doch die kannten gar keine Fern- oder Weitsprecher – warum soll das Wort mehr Sinn machen als Handy? Denn das leitet sich vom englischen Adjektiv "handlich" ab.
Und das ist es nun mal, das handliche Ding, mit dem wir von überall anrufen können und angerufen werden können.
Und sonst noch AllerHAND!
04. Juli 2012
Pro Bete – contra Duden!
Immer wieder liest die Texterin, wie eines ihrer Lieblingsgemüse falsch geschrieben wird: die Rote Bete. Hartnäckig hält sich die Variante „rote Beete”. Und das ist ja so was von falsch! Also, das Rote wird hier groß geschrieben, weil es Namensbestandteil ist und nicht eine Farbbezeichnung. Dann würde auch eher „bordeauxfarbene Bete” passen, denn das Rot erinnert an dunklen Rotwein. Aber das ist eine subjektive Betrachtung.
Trotzdem: Rote vor Bete stets groß schreiben – nach Dudenregel 88: „Alle zu einem mehrteiligen Namen gehörenden Adjektive, Partizipien, Pronomen und Zahlwörter schreibt man groß”.
Nicht so streng ist der Duden tatsächlich mit der Schreibung Beete. Er lässt es als Variante zu. Da legt die Texterin Protest ein! Die herb-aromatische Knolle hat namenstechnisch nur peripher mit einem Beet zu tun! Sie wächst in einem, das ist aber auch alles. Ihr Name leitet sich vom lateinischen beta (= Rübe ab).
Beet hingehen kommt von mittelhochdeutsch bette bzw. althochdeutsch betti und meinte tatsächlich zunächst auch Bett. Also das, worin man friedlich schlummert: der Mensch in Morpheus’, die Rote Bete in Gaias Armen.
Merke: Eine Rote Bete wächst im Ackerbett, aber sie ist keins – auch nicht im Plural (da heißen sie nämlich Rote Beten.)
Und hier noch ein Texterinnen-Rote-Bete-Lieblingsrezept:
Kleine, sauber abgebürstete, ungeschälte Knollen in einem großen Bogen Alufolie (mit Butter bepinselt und mit Salz bestreut) bei ca. 180° backen. Dauert je nach Größe ca. 45 Min. bis 1 Stunde. Wenn sie weich sind (Stechprobe wie bei Kuchen machen): auswickeln, etwas abkühlen lassen. Noch lauwarm schälen und in Scheiben schneiden. Mit Salz, Pfeffer und fein geriebener Zitronenschale abgeschmeckten Schmant darüber geben, reichlich frischen Meerrettich draufraspeln, fein gehackte, glatte Petersilie dazu – zum Niederknien! Wer keinen Meerrettich mag, nimmt geröstete Walnüsse (frisch geknackt!).
Aber, bitte: keine vakuumverpackten Roten Beten, keinen Meerrettich aus dem Glas und keine Walnüsse aus der Tüte nehmen. Das ist so wie Rote Beete schreiben. Es geht, ist aber nicht perfekt.
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